Mit dem Fahrrad entlang der Donau von Budapest bis Sofia

28. August 2915 – Belgrad

Gestern sind wir in Belgrad angekommen.  Um rechtzeitig hier zu sein, haben wir die Bahn von Novi Sad benutzt.  Anders konnten wir die Zeit nicht aufholen, die wir nach Mohacs verloren haben.

Es ist alles erst ein paar Tage her,  aber man bekommt es kaum noch zusammen.

Lost in Space

Als wir in Mohacs losfuhren, fing es wieder an zu regnen,  so dass wir  an der Grenze eine Regenpause eingelegt haben. Danach ging es los.

Bewußt hatten wir die Route abweichend vom offiziellen Radweg entfernt geplant, um auf kürzerer Strecke nach Aljmas zu kommen.  Allerdings hatte der Regen den Lehmboden komplett aufgeweicht, so dass wir die Räder bergauf schieben mussten, weil sie mehr als einmal blockierten, weil der Lehm an den Reifen  klebte, die Bremsen verstopften und so weiter. Immer wieder anhalten und versuchen, den Lehm abzukratzen.  Dann noch eine Reifenpanne in dieser Situation. Das war der Gipfel.  Oder War es der Gipfel, dass uns dann auch noch der Weg verließ? Und zum Schluss gab es keine andere Möglichkeit als den gesamten Weg wieder zurück zu schieben und zu fahren.

Man kann schon sagen, der Weg verschluckte uns – und 4 Stunden später spuckte er uns wieder an der gleichen Stelle aus, komplett verdreckt und ein bisschen entmutigt.

Hier half uns dann das erste mal die kroatische Gastfreundschaft.  Eine Familie im Dorf  ließ uns die Räder kärchern und versorgte uns obendrein mit Birnen und kalten Getränken. Nachdem der Regen aufgehört hatte, war es nämlich richtig warm geworden.

Ok. Also alles auf Anfang.

Auf halber Strecke erneut Panne . Wieder unerwartete Hilfe.  Ein junger Mann hilft beim Reparieren.  Aljmas  ist nicht mehr zu erreichen,  aber bis Bilje wollen wir noch kommen.

Hier bekommen wir wieder die Gastfreundschaft zu spüren.  Die erste Pension,  an der wir klingeln, ist belegt.  Aber es werden Nachbarn angerufen und deren Nachbarn und zum Schluss sind wir in zwei unterschiedlichen Häusern untergebracht und Abendessen findet sich auch noch.

Morgens regnet es wieder. Aber nur bis wir losfahren. Dann gibt es Sonne satt.

Bis Glozan zu fahren ist fast unmöglich, aber wir werden ja sehen,  ob es ein Tag ohne unerwünschte Pausen wird.

Wird es. Kurzaufenthalt in Osijek. Wir kaufen noch weitere Schläuche -bei unserem regen Verbrauch. Die Fahrradketten bekommen eine Ölung …und wir ein wenig Kultur im Stadtcentrum.

Einkauf auf dem Markt fürs Picknick.  Dann geht es weiter. Man glaubt es kaum,  aber ohne weitere Zwischenfälle.

Im letzten Abschnitt kommen die ersten Steigungen bis 8%. Ein Vorgeschmack auf die Bergetappen.

Da wir noch so viele kroatische Kuna haben, beschließen wir, noch eine Nacht in der Grenzstadt Ilok zu bleiben und leisten uns ein schönes Hotel direkt an der Donau. (Andere schöne Hotels haben wir allerdings auch nicht gesehen). Leider sind wir zu faul und zu hungrig, um noch einmal den Berg hinauf in die Altstadt zu fahren. Ob wir etwas verpasst haben – wir wissen es nicht.

Bis Belgrad ist es dann eher stressfrei.

Der Grenzübertritt ist problemlos, die Ausweise werden gescannt, das ist alles. Es folgt unser Grenzfoto auf der Brücke, die Kroatien von Serbien trennt und dann radeln wir entlang der Donau weiter. Der erste Eindruck von Serbien ist der, dass es schlagartig mehr Schmutz und Müll an den Straßen gibt, die Radwege sind ok.

In Novi Sad dann zum Bahnhof (stressfrei in den Zug und stressfrei im Zug) und dann lassen wir uns nach Beograd bringen. Wir haben noch eine nette Zugbegleitung, eine junge Frau aus Novi Sad, mit der wir uns in einem Mix aus Englisch, Serbisch und Bulgarisch unterhalten.

Belgrad

Der Bahnhof ist ein kleiner Kopfbahnhof mit maximal 5 Bahnsteigen – wo sind wir? (Später erfahren wir: es wird gerade ein neuer, moderner Bahnhof gebaut) Der erste Eindruck ist zwiespältig – wird in der Stadt nun gebaut oder verfällt sie? Und das direkt nebeneinander. Chaotische Strassenverhältnisse machen das Radfahren nicht so angenehm. Zudem fahren wir erst einmal in die falsche Richtung (die Straße, die wir suchen hat das Navi eben mal so nach Neu-Belgrad delegiert). Gefühlt der 20. kann uns ungefähr sagen, wohin wir wirklich müssen. Also wieder zurück in die Altstadt. Zwischendurch kommen wir mit einem Radfahrer ins Gespräch, der uns dann unter seine Fittiche nimmt und bis kurz vor das Ziel bringt – eine Einführung in das Thema „Fahrradfahren in Belgrad“.

Einzige Regel: Bei Rot bleibt man hier tatsache stehen.

In der gesuchten Straße angekommen, sind wir etwas verunsichert. Es sieht alles etwas heruntergekommen aus. Gott sei Dank erweisen sich die Zweifel als unberechtigt, innen ist unser Appartment riesig und gut ausgestattet.

Wir sind mitten in der Innenstadt und erkunden diese noch etwas. Eigentlich wollen wir ins Appartment als wir feststellen, dass wir uns direkt neben der Skadarlija, einer der Straßen in Belgrad, in der sich Restaurants und Cafes dicht an dicht befinden, überall Livemusik , kreativ bemalte Hausfassaden und entspannte Leute.

Gut, dass wir diesen Abstecher noch bemacht haben!

Am nächsten Tag gibt es eine Stadtrundfahrt durch Belgrad, die auch auf den zweiten Blick so chaotisch ist wie auf den ersten, Neubau und Verfall nebeneinander, quirlig und warm ist es auch. Trotzdem is die Stadtrundfahrt eine gute Möglichkeit einen – sicher oberflächlichen- Eindruck von der Stadt zu bekommen.

Zu Fuß gehen wir noch  zur „Храм светог Саве“ oder dem „Dom des Heiligen Sava“. Da wir ja die Nevski-Kathedrale in Sofia kennen, sind unsere Erwartungen sehr hoch.
Um so erstaunter sind wir, als wir die Kirche betreten: ein Betonbau in Arbeit und ohne weitere Zierde. Mit wechselhafter Baugeschichte. 1936 wurde der Bau begonnen. Durch den Krieg kam es zu einem Baustopp bis 1985. Erst 1989 konnte die Kuppel fertiggestellt werden, und 2004 war die offizielle Einweihung des Bauwerks. 2007 waren die Arbeiten im Außenbereich abgeschlossen, innen ist die Kirche bis auf eine kleine Altarecke im Rohbauzustand.  – Wir sind etwas ernüchtert.

Mit den Fahrrädern geht es dann zum Service, Mones Sattelstütze muss ersetzt werden, bei Inka ist eine Speiche gebrochen, die Jungs lassen ihre Räder auch noch mal prüfen.

Anschließend bleibt ein wenig Zeit für einen Abstecher auf den Kalemegdan. Hier befinden sich neben den alten Festungsanlagen eine große Parkanlage und auch der Zoo. Man hat einen guten Blick auf die Stadt. Da wir uns aber für den Abend noch ein Highlight vorgenommen haben, bleibt es bei einer kurzen Stippvisite.

Abends sind wir dann mit dem Boot auf der Sava und der Donau unterwegs. Diese Tour ist sehr empfehlenswert, man kann die Stadt mit etwas Distanz sehen, sieht das Leben auf und mit den Flüssen und ein perfekter Sonnenuntergang macht die Sache rund.

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